Pressemitteilung

14. April 2005 (Magdeburg)

Familienbund gegen Diktat der Wirtschaft in der Familienpolitik

Der Familienbund im Bistum Magdeburg und im Land Sachsen-Anhalt weist die Forderungen des Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt nach einer Verkürzung der Elternzeit und einer Begrenzung der Transfers für Familien scharf zurück. „Die Wirtschaft fängt an, die Vorgaben für die Familienpolitik zu diktieren. Nicht die Familien müssen sich auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber, sondern die Wirtschaft auf die Bedürfnisse der Familien einstellen“, warnt Reinhard Grütz, Geschäftsführer des Familienbundes.
Die Aussage Hundts, eine schnellere Integration junger Eltern in den Arbeitsmarkt fördere die Motivation für mehr Kinder, sei „haarsträubend“ angesichts der absolut unzureichenden familienpolitischen Personalmaßnahmen der Wirtschaft. Die Arbeitgeber sollten erst ihre Hausaufgaben erledigen, bevor sie eine schnellere Wiedereingliederung junger Eltern in den Arbeitsmarkt forderten, so Grütz.
„Man kann sich nicht Familienfreundlichkeit auf die Fahnen schreiben und gleichzeitig die Jobgarantie für junge Mütter und die dreijährige Elternzeit abschaffen wollen“, bemerkt Grütz weiter. Er verweist auf den massiven Widerstand der Arbeitgeber gegen den Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit und das nach wie vor zu geringe Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen, die vor allem bei jungen Müttern gefragt sind. Die Dauer der Elternzeit sei außerdem frei wählbar. „Es gibt tatsächlich Eltern, die sich bewusst drei Jahre lang für ihre Familie und die Erziehung ihrer Kindern entscheiden und dies als einen hohen Wert ansehen“, führt Grütz weiter aus.

„Unzulässig ist es, die Demografie als Maßstab für die Effektivität der Familienpolitik heranzuziehen. Die Behauptung des Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt, der Staat gebe zu viel Geld für Familien aus und das angesichts der niedrigen Geburtenrate auch noch ineffektiv, geht an der Realität vorbei. Die von ihm genannte Summe der Familienförderung von 150 Milliarden Euro ist unseriös und beinhaltet zum Beispiel sowohl die Hochschulfinanzierung als auch Zahlungen an kinderlose Rentner“, sagt Grütz. „Kinder zu haben ist in Deutschland neben der Arbeitslosigkeit die sicherste Methode, um in Armut zu geraten. Wir fordern deshalb eine bessere finanzielle Unterstützung der Eltern statt diffamierender Desinformationen“.

Dr. Reinhard Grütz

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